»der planitzer« – eine Ära geht zu Ende


Das Jahr 2023 beginnt mit einer traurigen Nachricht: Die Stadtteilzeitung »der planitzer« wird es in Zukunft nicht mehr geben. Sie halten mit der Januarausgabe das letzte Heft in Ihren Händen. Gern hätten wir weitergemacht, da wir auch viel Freude bei der Arbeit am Heft und auch mit unseren treuen Lesern hatten, aber es geht einfach nicht mehr! Bedingt durch zwei Jahre stark einschränkender Coronamaßnahmen, ist das Anzeigenaufkommen deutlich geringer geworden. Einen Teil der Unternehmen, die jahrelang treue Partner waren, gibt es nun nicht mehr, vielen geht es selbst wirtschaftlich so schlecht, dass sie derzeit einfach kein Geld für Werbung ausgeben können oder wollen und die Handwerker haben ein ganz anderes Problem. Auf der einen Seite meist übervolle Auftragsbücher, was ja eigentlich immer ein Zeichen prosperierender Wirtschaft ist. Andererseits haben auch sie nicht nur mit drastisch gestiegenen Preisen für Material zu kämpfen, sondern bekommen diese auch oft nicht zum gewünschten Zeitpunkt und in ausreichender Menge, was wiederum die Erstellung verbindlicher Angebote erschwert, Termine für die Ausführung der Arbeiten unsicher werden lässt und so beim Kunden als auch beim Handwerker selbst zu Frust führt. Wer will in diesen Zeiten schon Werbung machen?

Aber ohne Anzeigen gibt es keine Zeitungen. Das war schon früher so. Das beste Beispiel sehen Sie auf der Seite gegenüber, wo wir noch mal eine Seite aus einer historischen Planitzer Zeitung  von 1927 abgedruckt haben. Augenscheinlich war da die Welt noch in Ordnung, aber es gab auch schon Zeitungen bevor jemand auf die Idee kann, diese über Anzeigen zu finanzieren. Die Liste berühmter „Blattmacher“ ist lang und die Namen  sind bekannt und berühmt: Goethe, Herder, Kleist, Karl Kraus…

Natürlich wollen wir als kleine Stadtteilzeitung uns nicht mit diesen Geistesgrößen vergleichen, aber die Problematik der Finanzierung ist die gleiche wie seinerzeit. Die Zeitungen der berühmten Männer waren aber nicht nur vom Inhalt anders strukturiert, auch ihre Auflagenhöhe und Erscheinungsdauer sind deutlich geringer als die des »planitzers«, der mehr als 17 Jahre in einer Auflagenhöhe von 8.000 Exemplaren und einige Jahre durch die Gebietserweiterung auf Cainsdorf sogar mit 10.000 Exemplaren unters Volk gebracht wurde. Die Zeitungen der Großen Dichter konnten sich bisweilen – ebenfalls aus finanziellen Gründen – weniger als ein Jahr auf dem Markt behaupten. Eine große Ausnahme im Blätterwald stellte »Die Gartenlaube« dar, die 1853 mit 5.000 Exemplaren startete und es 1871 auf sagenhafte 382.000 Exemplare pro Monat brachte. Aber der Vorläufer aller modernen Illustrierten musste im Gegensatz zum »planitzer« auch käuflich erworben werden…

Auch wenn es die meisten Menschen bedauern werden, dass es den »planitzer« nun nicht mehr gibt – 8.000 Zeitungen würden wahrscheinlich nicht monatlich verkauft werden können. Womit wir wieder beim lieben Geld wären. Sowohl Druckerei als auch Vertriebsfirma haben uns im letzten Jahr die Preise deutlich erhöht, was wohl verschiedene Ursachen hat. Gestiegene Preise für Papier und Energie und nicht zuletzt die Einführung und dynamische Erhöhung des „Mindestlohnes“. Für die Bezieher selbigens sicherlich durchaus erfreulich, aber für Unternehmer mindestens genau so schwierig. Gastwirte und andere kleine Unternehmer im Dienstleistungsgewerbe können ein Lied davon singen.  

Wie auch immer – »der planitzer« ist nun Geschichte. Wir hätten sehr gern weiter gemacht, aber nix währt ewig. Einen Nachfolger aus den eigenen Reihen hätte es sowieso nicht gegeben und dass irgend ein Interessent das Blatt weiterführen würde, ist auch nicht anzunehmen. Wir würden uns jedenfalls freuen und einen Nachfolger tatkräftig unterstützen. Unsere Werbeagentur »spatz-werbung« jedenfalls macht weiter. Vielleicht ist wenigstens das ein Trost für unsere Kunden. Eine Bitte noch: Behalten Sie uns in guter Erinnerung. Danke.

Zeitungsseite Planitzer Zeitung
lupe

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Schon öfters in den vergangenen Jahren haben wir Ihnen Seiten aus alten Planitzer Zeitungen hier abgedruckt. 1924 erhielt Planitz das Stadtrecht, nachdem sich die beiden Gemeinden Ober- und Niederplanitz 1923 zusammengeschlossen hatten. Am 1. Januar 1944 wurde Planitz von Zwickau „einverleibt“, wie in historischen Akten  zu lesen ist. Einziger Bürgermeister von Planitz war Alfred Lorenz, dessen Grab sich auf dem Planitzer Friedhof befindet. Schon vor dem »planitzer« gab es eine »Planitzer Zeitung« die in der Druckerei Böhm (Innere Zwickauer Straße 111) gedruckt wurde. Die »Planitzer Zeitung« gab es bis Ende des Jahres 1939. Damit Zwickau „Großstadt“ werden konnte, wurde Planitz eingemeindet.

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